Der Neue: Lurchmobil II

Ich beschäftigte mich also nicht weiter mit einem unendlichen Rechtsstreit und einem Reparatur-Flickenteppich am Lurchmobil und nahm Abschied von meinem ersten heißgeliebten Camper.

Aber wie sollte es jetzt weiter gehen? Ich hatte kaum noch Geld zur Verfügung. Sollte ich warten, bis meine Eigentumswohnung abbezahlt war? Sie war meine einzige Sicherheit fürs Alter, da ich durch jahrzehntelange Mini-Einkommen als Selbstständige viel zu wenig in die Rentenkasse einzahlen konnte. Das hieß noch 3 Jahre warten und versuchen, so viel wie möglich zu arbeiten. Und dann? Wenn ich in die Wohnung selbst einziehen würde um Miete zu sparen, hätte ich aber immer noch kein Geld zur Verfügung…. Aber ich wollte doch reisen. Und zwar jetzt!

So kam ich auf die glorreiche Idee: es musste doch irgendwie möglich sein auch einen Campingbus zu leasen! Da ich mich in meinem Lurchmobil so wohlgefühlt hatte, sollte es wieder ein Nugget mit Hochdach sein. Aber dieses Mal nigelnagelneu. Ich wollte nicht wieder einem halb durchgerosteten Teil auf den Leim gehen und hatte mein Vertrauen in Gebrauchtwagenhändler verloren. Also machte ich einen Termin mit einem nahe gelegenen Ford-Händler.

Mit seiner Hilfe schlug ich mich durch die vielen kleinen Entscheidungen: welche Farbe, wieviel PS, Automatik oder Schaltung? Welche Ausstattung? Mit Navi, mit Fliegengitter, als Nugget oder Nugget Plus mit Toilette, Dusche und klappbarem Waschbecken, dafür aber mit größerem Radstand…. Und so weiter und so fort…..

Und dann das schwierigste Kapitel: wie sollte das Auto finanziert werden? Ich hatte kein festes Gehalt, ein sehr niedriges Einkommen als Selbstständige und nicht mehr wirklich viel Geld für eine höhere Anzahlung. Aber nach langen Diskussionen und Überlegungen und Rückfragen an die Bank, kamen wir zu einer Lösung, mit der alle Parteien zufrieden waren. Und ich konnte die Unterschrift unter die Bestellung meines komplett neuen Wohnmobils setzen. Ich war stolz wie Oskar! Und ein klein bisschen besorgt, ob der finanziellen Verpflichtungen, die ich eingegangen war.

Ich war schon enttäuscht, als ich hörte, dass der Liefertermin erst im August/September 2020 sein sollte. Meine Vorstellung war gewesen, im Frühling losfahren zu können. Ich fand mich aber damit ab und überlegte, mit welchen kleinen Unternehmungen ich mir Frühjahr und Sommer vertreiben sollte.

Und dann kam Corona! In der Fabrik in der Türkei, in der mein Bus produziert werden sollte, wurde die Produktion eingestellt. Ich versuchte immer wieder über den Händler Informationen über den Stand der Dinge zu bekommen. Es musste ja auch noch der Innenausbau bei Westfalia stattfinden. In der Zeit habe ich meinen Fordhändler wohl beinahe in den Wahnsinn getrieben haben.

Schliesslich bekam ich die Information, dass es wohl Frühling 2021 werden würde, bis das Auto geliefert werden könnte.

Dieses Coronajahr 2020 hat wohl allen auf die eine oder andere Weise Geduld abverlangt und viele zum Teil existentielle Probleme mit sich gebracht. Und ich musste nur ein bisschen länger auf mein Wohnmobil warten. Das war okay.

Am 17. November klingelte plötzlich mein Handy! „Frau Mahnke, Sie werden es nicht glauben! Ihr Nugget ist geliefert worden. Er steht hier vor der Tür. Wann wollen Sie ihn abholen?“ So sprach der Händler.
Ihr könnte euch nicht vorstellen, wie groß meine Freude war! Ich sprang tatsächlich vor Freude quietschend durch meine Wohnung und schrieb endlose WhatsApps an meine Freunde.

Bis es dann wirklich so weit war, dass Lurchmobil II vor meiner Tür stand, dauerte es dann doch noch ein bisschen. Erst musste die Anzahlung überwiesen werden und dann benötigte auch die Zulassung in Corona-Zeiten einigen Vorlauf.

Mittlerweile steht mein Lurchmobil II brav in einer Seitenstraße, wird nach und nach mit allem Notwendigen bestückt und ich schreibe eifrig an meinem Blog. Ich bin sehr gespannt, wann es endlich losgehen kann. Denn noch ist Corona-Lockdown und alle touristischen Reisen sind untersagt.

Ab und zu frage ich mich, ob ich nicht eigentlich doch beruflich reisen würde…….?